Alles klar
Abwässer unter Kontrolle
Kanalisation
Das ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgebaute Kanalnetz sollte die Abwässer und Fäkalien schnell und abgedeckt in den nächsten Fluß leiten.
Da Kläranlagen bis Anfang des 20. Jahrhunderts selbst in den Städten fehlten, kam es punktuell zu starken Gewässerbelastungen, die durch Industriebetriebe oft noch verstärkt wurden.
Die Selbstreinigungskraft der Gewässer war aber in der Regel groß genug, um diese Belastungen nach einer gewissen Fließstrecke wieder auszugleichen. Dies galt auch noch bis in die
Nachkriegsjahre.
Abwasserreinigung und Gewässergüte
In den 50er und 60er Jahren begann man auch in ländlichen Bereichen zunächst aus Gründen der Ortshygiene Kanäle zu bauen.
Die Verunreinigungen der Bäche und Flüsse waren allerdings sehr stark, da neben Fäkalien zunehmend chemische Substanzen zur Gewässerbelastung beitrugen.
In den 70er Jahren nahmen die Gewässerverunreinigungen zu. Weitere Kläranlagen wurden gebaut.
Wäschewaschen auf einem Waschschiff im Main, Würzburg 1967
Kanalbau in Hösbach, Landkreis Aschaffenburg 1967
Bis 1980 entstanden auch die großen biologischen Abwasserbehandlungsanlagen in Aschaffenburg (1975), Würzburg (1976) und Schweinfurt (1980). Mit dieser Verbesserung konnte man den
Schadstoffeintrag in die Gewässer verringern. Dadurch verschärften sich aber die Schadstoff- und Mengenprobleme beim Klärschlamm.
Bis 1990 waren 94% der Bevölkerung an Kläranlagen angeschlossen, die überwiegend über biologische und mechanische Reinigungsstufen verfügten.
Seit den 90er Jahren begann man eine dritte Reinigungsstufe zur Phosphor- und Stickstoffelimination in den Kläranlagen zu bauen.
Mit dem stetigen Ausbau der Kläranlagen und der Minderung des Schadstoffeintrages an der Quelle hat sich die Gewässergüte wieder deutlich verbessert.
Auch die landwirtschaftliche Verwertung der Klärschlämme bleibt großteils weiterhin möglich. Die Fäkalien, die jahrhundertelang oft direkt landwirtschaftlich verwertet
wurden, gelangen somit über den Umweg Kanal und Kläranlage wieder auf die Felder.
Die neueste Gewässergütekarte ist beim Bayerischen Umweltministerium im Internet unter www.bayern.de/stmlu/wasser zu finden.
Gewässersituation 1960; es existierten 32 meist mechanische Kanalanlagen, an die 16 % der Bevölkerung angeschlossen waren
Gewässersituation 1980; 81% der Bevölkerung waren an eine Kläranlage angeschlossen
Gewässersituation 1990
Die Erfassung der Abwässer und deren Kanalisierung begann schon in der Antike. Es wurde sogar eine unterirdische Kloake der Sumerer von 3800 v. Chr. gefunden (Jungsteinzeit!).
Die Reinigung der Abwässer begann aber erst, als die Zustände der Flüsse in den Ballungsräumen unerträglich wurden. Wurden in England schon Mitte des 19. Jahrhunderts staatliche
Organisationen gegründet, die sich mit diesem Problem beschäftigten, so geschah dies in Deutschland erst um die Jahrhundertwende.
Das noch heute in gleicher Weise genutzte Tropfkörper-Reinigungsverfahren wurde 1893 vom Engländer Corbett entwickelt. Auch viele andere Verfahren zur Abwasserreinigung und
Klärschlammbehandlung wurden bis ca. 1930 entwickelt.
Eine Abwasserreinigung nach heutigem Standard und die Flächendeckung mit Kläranlagen war aber noch lange nicht erreicht, da nur größere Städte ihre Abwässer reinigten.
Da heute fast alle Städte und Gemeinden an Kläranlagen angeschlossen sind, fallen pro Jahr und Einwohner ca. 100 kg abgepreßter Klärschlamm an (25% Trockensubstanzgehalt),
der erfreulicherweise meist eine sich verbessernde Qualität aufweist, die auch künftig eine landwirtschaftliche Verwertung trotz scharfer Grenzwerte ermöglicht.