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Von der Müllabfuhr zur Kreislaufwirtschaft
Kompostierung
Der Müllnotstand Ende der 80er Jahre führte zu einer Renaissance der Kompostierung und zur Einführung der Biotonne für Küchen- und Gartenabfälle.
Die ersten Biotonnen wurden 1981 in Würzburg von der organischen Müllabfuhr (OMA e. V.) aufgestellt. Die Landkreise Kitzingen und Schweinfurt waren die ersten in Unterfranken,
die Biomüll flächendeckend getrennt einsammelten.

Kompostierungsanlage der Firma GBAB in Aschaffenburg
Heute werden Bioabfälle in ganz Unterfranken getrennt gesammelt und in modernen Anlagen zu hochwertigem Dünger verarbeitet.
Auch die Kompostierung im eigenen Garten erlebt seit Anfang der 90er Jahre eine Wiedergeburt, nachdem viele Landkreise und Städte begannen, die Anschaffung eines Komposters
zu bezuschussen oder Abfallgebühren nachzulassen.
Metalle
Ein typisches Beispiel für das Recycling von Metallen ist die Wiederverwertung von Autowracks in Shredderanlagen. Die Mühle zerkleinert das Altfahrzeug in faustgroße Stücke.
Anschließend werden diese über Elektromagneten, Wirbelstromerzeuger und Windsichter hauptsächlich in Eisenmetalle, Aluminium, Kupfer, Zink und Shredderabfall wie Gummi,
Kunststoffe und Dreck separiert.
Aufgrund umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe im Automobilbau wie Asbest, FCKW und PCB, werden die Schrottfahrzeuge heute vor dem Zerkleinern mehr oder weniger gut "trockengelegt"
und demontiert.

Metallshredder
Metallrecycling bedeutet nicht nur eine Ressourcenschonung, sondern auch eine erhebliche Energieeinsparung gegenüber dem Einsatz von Primärrohstoffen, bei Aluminium z.B. 95 %.
So werden heute neben Autowracks und industriellen Metallabfällen auch aller Schrott aus den Haushalten über Wertstoffhöfe bzw. Straßensammlungen erfaßt, wieder eingeschmolzen
und zu neuem Stahl verarbeitet.
Papier
Die Bündelsammlung für alte Zeitungen wurde zunehmend durch Altpapiercontainer und Papiertonnen für alle im Haushalt vorkommenden Papierabfälle ersetzt.

Papiersortierung, Firma SKP, Hamburg

Sortiertes und in Ballen gepreßtes Altpapier
Die Mischung dieser Altpapiere besteht aus Zeitungen, Zeitschriften, Faltschachteln, Bäcker- und Metzgertüten, Tiefkühlverpackungen, Prospekten, Kartonagen und Pappen mit
unterschiedlicher Verschmutzung. Diese Vielfalt erfordert eine Vorsortierung. In Deutschland werden mittlerweile 40 Altpapiersorten unterschieden.
Das sortierte Altpapier wird in Wasser in seine Einzelfasern aufgelöst. Anschließend erfolgt eine mehrstufige Reinigung, bei der Fremdstoffe wie Kleber oder Beschichtungen
abgetrennt und die Druckfarben abgelöst werden. Die wiedergewonnenen und gereinigten Fasern werden anschließend zu neuen Papieren und Pappen verarbeitet. Heute wird bei der
Papierproduktion ca. 60% Altpapier eingesetzt.
Abgesehen von den Problemen, die die Verbrennung und Deponierung von Abfällen, Flächenverbrauch, Schmutzwasserversickerung und Luftbelastung in einem dichtbesiedelten
Industrieland wie Deutschland mit sich bringen, wird in Zukunft ein Faktor zunehmende Bedeutung erlangen: die Beschaffung von Rohstoffen und Energieträgern.
Deutschland ist ein rohstoffarmes Land und dabei einer der größten Rohstoffverbraucher der Welt. 10% aller weltweit geförderten mineralischen Rohstoffe werden in deutscher
Produktion verbraucht.
Realistische Schätzungen gehen davon aus, daß 80% unserer bundesweit jährlich 30 Mio. t häuslicher Abfälle verwertbar wären.
Das seit 1996 gültige Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz hat mit der Rangfolge "Vermeidung - stoffliche Verwertung - energetische Verwertung - Abfallbehandlung - Abfallbeseitigung"
einen Ansatz zu größtmöglicher Umwelt- und Ressourcenschonung festgelegt. Die Umsetzung liegt bei den Produzenten und Konsumenten.
Glas
Lange bevor der Gesetzgeber aus Gründen der Deponieraumeinsparung Regelungen zum Recycling verfaßte, stellten die Glashütten Altglascontainer auf. Der Energieeinsatz bei
der Glasneuproduktion ist nämlich deutlich höher als beim Einsatz von Altglas.
Heute wird knapp 80% Altglas bei der Herstellung von Behälterglas eingesetzt.

Die typischen Altglas-"Iglus"
Kunststoffe
Die stoffliche Wiederverwertung gebrauchter Kunststoffe in größerem Maßstab beschränkt sich auf thermoplastische Kunststoffe.
Qualitätsverluste beim Recycling können nicht verhindert werden, so daß Kunststoffe verstärkt energetisch z.B. in der Stahl- und Zementindustrie eingesetzt werden.

Hydrozyklone zur Kunststoffaufbereitung
Verbunde
Verbundkartons für Getränke und andere flüssige Nahrungsmittel können mittlerweile gut in die Einzelteile Papier und Aluminium-Kunststoff-Folie zerlegt werden.
Allerdings kann nur der Papieranteil sinnvoll recycelt werden, so daß der langjährige Umweltwettstreit zwischen Mehrwegflasche und Verbundkarton noch für absehbare Zeit zugunsten des
Mehrwegsystems ausgehen wird.
Der grüne Punkt
1991 trat die Verpackungsverordnung in Kraft, die die Verwertung von Verpackungen regelt. Unterschieden in Transport-, Um- und Verkaufsverpackung begann die organisierte Sammlung und
Verwertung dieser Verpackungen. Verschiedene Systeme wurden aufgebaut und Firmen gegründet, die diese Aufgabe übernehmen sollten.
Für die Sammlung und die Organisation der Verwer- tung von Glas, Metalldosen, Kartons, Milchtüten, Joghurtbechern, Plastikbeuteln und dergleichen ist seit 1992 die Duale System
Deutschland GmbH, kurz DSD, zuständig. Die Kosten für deren Tätigkeiten werden durch den "grünen Punkt" finanziert, der auf fast allen Einwegverpackungen zu finden ist.

Grüner Punkt

Dosenflut

Kunststoffberge
Oft wurde dabei das Erfassungssystem der Landkreise und Städte übernommen, die die meisten wiederverwertbaren Abfälle schon vorher in eigener Zuständigkeit gesammelt hatten.
Plastikfunde auf baltischen Deponien und in Fernost sowie zwischenzeitliche Finanznöte brachten DSD in die öffentliche Diskussion. Mittlerweile hat sich DSD konsolidiert.
Verwertungswege werden von verschiedenen Stellen, beispielsweise dem TÜV-Rheinland, geprüft.

Aktionsblatt "Dosenfreie Zone Unterfranken"
Werden Abfälle verwertet, dann sind alle Probleme gelöst, so glauben viele. Dem ist aber nicht so. Auch beim Recycling können Abwässer, Abfälle und auch Schadstoffe anfallen und
muß Energie für Transport, Reinigung, Aufbereitung und Verarbeitung aufgewandt werden.
Getränkedosen, vor allem beim Bier, laufen dem altbewährten Mehrwegsystem zunehmend den Rang ab. Aus diesem Grund haben in Unterfranken alle Landkreise (außer dem Landkreis Haßberge)
und die kreisfreie Stadt Schweinfurt mit mehreren mittelständischen Brauereien im Frühjahr 1997 die Aktion "Dosenfreie Zone" initiiert, um der Entwicklung entgegenzuwirken.
Inwieweit diese Aktion eine Veränderung im Produktions- und Kaufverhalten herbeiführt, läßt sich erst in einiger Zeit abschätzen.
Eine nahezu "Dosenfreie Zone" ist die schon erwähnte Nordseeinsel Juist, die für ihren scharf umgrenzten Zuständigkeits- bereich den Verkauf von Getränkedosen kurzerhand verboten hat.
Lediglich vom Festland mitgebrachte Dosen landen noch in der Wertstoffsammlung des Dualen Systems.
Textilien
Über caritative, heute aber überwiegend kommerzielle Einrichtungen werden Textilien gesammelt und in Sortierbetrieben nach bis zu 170 Kriterien von Hand sortiert. Sie wandern je nach
Qualität und Bedarf in Kleiderkammern der Wohlfahrtseinrichtungen, in Second-Hand-Läden, größtenteils jedoch in den Export für Dritte-Welt-Länder und Osteuropa.
Diese Zweitnutzung ist unter Umweltgesichtspunkten zwar wünschenswert, da sich hierzulande der Nutzwert der Kleidung meist nach der Mode richtet. Aus entwicklungspolitischer Sicht
bringt jedoch der Verkauf dieser importierten "Billigkleidung" den regionalen Textilmarkt der Empfängerländer so stark aus dem Gleichgewicht, daß viele dortige Textilarbeiter ihren
Arbeitsplatz verloren haben.
Die Sortierung von Stoffresten aus der Textilherstellung hat sich in Deutschland im gleichen Maße verringert, wie die Produktion aus Kostengründen ins Ausland verlagert wurde.

Sortierung von Stoffresten der textilverarbeitenden Industrie für die Neuproduktion von Garn,Firma Westarp, Aschaffenburg

Sortierung von Stoffresten der textilverarbeitenden Industrie für die Neuproduktion von Garn,Firma Westarp, Aschaffenburg
Holz
Holz fällt in vielfältiger Weise als Abfall an: als Verpackung, als Baumaterial, als Verschalung, als Möbel. In vielen Fällen wäre eine Weiternutzung möglich.
Unbehandelte Hölzer können bei der Spanplattenherstellung zugemischt oder zur Energiegewinnung verbrannt werden. Lackiertes, imprägniertes oder beschichtetes Holz und andere
Holzwerkstoffe wie Faser- oder Spanplatten können jedoch nur in speziellen Feuerungsanlagen mit entsprechenden Abgasreinigungen als Brennstoff eingesetzt werden.
Bauschutt
Bis Ende der 80er Jahre wurden Bauschutt, Erdaushub und Straßenaufbruch auf Hausmüll- und Bauschuttdeponien gebracht.
Seit Beginn der 90er Jahre wird Bauschutt zunehmend recycelt, indem er gebrochen, klassiert und als Ersatz für Schotter, Kies und Sand im Tiefbau eingesetzt wird.
Altasphalt wird in erster Linie neuem Asphalt zugemischt und somit wieder im Straßenbau eingesetzt.

Bauschuttaufbereitung, Firma CUP, Alzenau, Landkreis Aschaffenburg
Reifen
Etwa 10 Prozent aller Altreifen werden wiederaufbereitet. Diese Runderneuerung wird durchgeführt, seit es Reifen gibt.
Während nur der kleinste Teil der Altreifen zu Granulat für Bodenbeläge und ähnliche Produkte vermahlen wird, wandert der Großteil zur energetischen Verwertung in die Zementindustrie.

Thermische Verwertung von Altreifen im Zementwerk

In Kenia aus alten Autoreifen hergestellte Sandalen
Neben vielen großtechnischen Aufbereitungs- und Verwertungsverfahren für Abfälle gibt es auch einfache und trotzdem effektive Methoden.
In Kenia z.B. werden alte Autoreifen zu langlebigen Sandalen verarbeitet. Eine 10jährige Lebensdauer ist für das "Luxus- modell" garantiert (Kaufpreis ca. 8 DM für Touristen).
Korken
Ein interessantes Recyclingmaterial liefert der nachwachsende Rohstoff Kork.
Erst meist als Flaschenkorken verwendet, können die gemahlenen Korken als Dämmaterial im Hausbau oder für Bodenbeläge eine zweite Verwendung finden.
Neue Wertstoffe?