Abfallausstellung

Mittelalter bis Mitte 19. Jahrhundert

Unrat, Unflat, Kehricht, Kot Abfallentsorgung in der Stadt

Der Müll, die Straße, das "heimliche Gemach"

In vorindustrieller Zeit bestand Abfall in der Stadt vorwiegend aus Scherben, Glas, Leder, Holz, Kehricht, Bauschutt, Schlachtabfällen, Kadavern und Fäkalien. Eine Unterscheidung von Abwasser und Abfall im heutigen Sinne gab es nicht, alles war "Unrat" und "Unflat".

Im Mittelalter nahmen mit der wachsenden Bevölkerungszahl und der städtischen Enge auch die Umweltprobleme zu. Abfälle wurden auf die Straße geworfen, Misthaufen machten das Passieren beschwerlich. Fäkalien, Kleintierkadaver, Schlachtabfälle und Tierkot verschmutzten die Straßen und verpesteten die Luft.
Hölzerner Abtritterker über dem Birsig, einem kleinen Stadtbach, der als Abwasserkanal genutzt wurde, Basel um 1880

In den Häusern wurden Abfallgruben und -keller angelegt, aufgelassene Brunnen wurden zur Abfallentsorgung genutzt.

Auch befanden sich häufig Latrinen - das "heimlich Gemach" - in oder an den Häusern. Von Zeit zu Zeit mußten die Fäkalgruben geleert werden, was eine äußerst unangenehme und wegen der Gase gefährliche Arbeit war, die häufig zu den Pflichten des Scharfrichters gehörte.

Abwässer, Abfälle und Fäkalien wurden wie auf dem Land auch über die Ehgräben oder Winkel, schmale Streifen auf der Grundstücksgrenze zweier Häuser, entsorgt.
Aborterker Marktbreit, Landkreis Kitzingen

Handwerker und anderes Gewerbe

Gewerbebetriebe durften sich oft nur in bestimmten Stadtteilen ansiedeln, um in den „Wohngebieten" Lärm und Gestank zu vermeiden und eine schnelle Abfallbeseitigung z.B. durch Fließgewässer sicherzustellen.

Manche Gewerbe, wie z.B. die Schlachter und Abdecker, wurden gänzlich vor die Stadt verbannt.

Pflasterung und Straßenreinigung

Aufgrund der eher bescheidenen Regelungen zur Abfallentsorgung, die meist auch nicht eingehalten wurden, begann man bereits im 14. Jahrhundert in verschiedenen Städten Europas, eine Sammlung der Abfälle und Fäkalien sowie die Straßenreinigung zu organisieren.

Dies funktionierte aber nur im Rahmen von Großreinigungen, vor allem zu Zeiten, "wo viel Herrschaft herkommen".
Sträflinge beim Mülltransport, Hamburg 1609

Da Abfälle, Kot und Regen die Straßen in einen kaum passierbaren Morast verwandelten, begann man in großen Städten schon ab dem 13. Jahrhundert mit der Pflasterung der größten Straßen und Plätze, in Würzburg erst 1443/44. Nun wurde eine organisierte Straßenreinigung möglich.

Die hygienisch weiterhin unbefrie- digenden Zustände führten immer wieder zu Seuchen und Epidemien.
Straßenkehrer mit "Stöckelschuhen", 1434
Pflasterer, 1456