Recycling zu Uromas Zeiten
Aufbereitung
Metalle
Mit der Industrialisierung wurde der Wiederein- satz von Altmetallen systematisch organisiert. Der explodierende Bedarf an Metallen
für den aufkommenden Maschinenbau konnte durch den Erzbergbau allein nicht befriedigt werden, so daß Schrott zum begehrten Rohstoff wurde.
In Kriegszeiten ging der Metallbedarf so weit, daß regelmäßig Kirchenglocken und die Bleieinfassungen auch kunstvoller Glasfenster eingeschmolzen wurden.

Schrottplatz Firma Westarp, Warendorf um 1935


Auch Meisterwerke wanderten in Kriegszeiten in die Waffenproduktion
Essensreste, Fäkalien und Mist
Die steigenden Bevölkerungszahlen erzwangen eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und somit eine Intensivierung der Landwirtschaft.
Mist und die zur Verfügung stehenden menschlichen Exkremente reichten zur Bodenverbesserung nicht mehr aus, so daß ab 1850 zunehmend versucht wurde, mit Schlamm aus Feldgräben, Straßenkehricht und Asche die Felder zu düngen. In Belgien wurden erste größere Kompostmengen produziert und ausgebracht.
Um 1900 entschied sich ein Berliner Großbauer, sein Ödland durch die Aufbringung von Hausmüll aus der Stadt zu erschließen.
Die Trennung der Fäkalien vom Abfall setzte mit der Kanalisation der großen Städte ein. Es wurde aber auch versucht, die Fäkalien getrennt in Eimern zu erfassen,
um sie zu trocknen und anschließend als Dünger in der Landwirtschaft zu vermarkten.
Der Expertenstreit, ob Kanalisation oder Abholung der Exkremente in Eimern die Probleme der Großstädte besser lösen würde, wurde in Augsburg zugunsten der Abfuhr entschieden und führte über einige Jahre zur Produktion eines hochwertigen Düngemittels in Form von getrockneten und zu Würfeln gepreßten Fäkalien in der Podewils’schen Fäkalextract-Fabric von 1884.
Textilien
Damals war Bekleidung auch im getragenen Zustand wertvoll.
Gebrauchte Kleider und Schuhe wurden vor allem unter Geschwistern „vererbt". Waren die Kleider schließlich wirklich nicht mehr nutzbar, landeten sie beim Lumpensammler.
Ein Teil der eingesammelten Lumpen wurde in Tuchfabriken zu Reißwolle zerrissen, danach zu spinnbaren Fäden "drousiert", zu Garn versponnen und neu verwoben.
Der größte Teil wanderte nach wie vor in die Papierherstellung.
Da die Lumpensammler oft nicht genug von dem begehrten Rohstoff heranschaffen konnten, war teilweise der Export von Alttextilien untersagt.
Die Sortierung, Verarbeitung und die Preise waren in den 30er Jahren in den "Preistabellen des Rohproduktenhandels" und in speziellen "Anordnungen des Rohproduktengewerbes" genau geregelt.
Der Haßfurter Weber Michael Mölter begründete 1858 eine Lumpensortieranstalt, die von angestellten Lumpensammlern aus der Umgebung mit Rohstoffen versorgt wurde.
Um 1900 zählte das Unternehmen mit 130 Arbeitern zu den größten Lumpensortier- betrieben im Deutschen Reich.
In Tochterbetrieben wurden Reißwolle, Rohpappen, Filze und Isolierpapiere hergestellt.

Lumpensortieranstalt von 1858, Haßfurt, Landkreis Haßberge

Preistabelle des Rohproduktenhandels
Papier
Schon 1774 konnte der Göttinger Gelehrte Justus Claproth das erste Recycling-Verfahren für gebrauchte Papiere vorstellen, aber erst um 1900 begann eine intensivere
Papiersammlung durch Altstoffsammler. In den 20er Jahren wurde immerhin schon 20 % Altpapier in der Produktion eingesetzt.